Psychodynamische Psychotherapie
Der Oberbegriff für all jene Therapieverfahren, die letztlich auf das Werk von Sigmund Freud zurückgehen, oder daraus entwickelt wurden, ist „Psychodynamische Therapie“ (oder auch „psychoanalytisch begründete Verfahren“). Das zentrale gemeinsame Merkmal dieser Verfahren ist die Annahme, dass uns der größte Anteil der Tätigkeit der Psyche unbewusst ist, jedoch einen großen Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln hat. Im Zentrum dieser Behandlungsformen steht die Hypothese, daß die gegenwärtigen Störungen oder Symptome Ausdruck eines unbewußten Konfliktes sind, der seinerseits im Zusammenhang mit früheren Lebenserfahrungen, insbesondere auch mit den prägenden Beziehungen zu Bezugspersonen der frühen Kindheit steht. Entgegen der landläufig verbreiteten Meinung geht es nicht darum, in der Vergangenheit „herum zu wühlen“ oder nach der Schuld der Eltern zu suchen (die Beschuldigung der Eltern löst nicht die Probleme der Kinder), sondern das konflikthafte Erleben der prägenden Beziehungen und dessen (unbewußte) Übertragung auf aktuelle Beziehungen zu Angehörigen, PartnerInnen, ArbeitskollegInnen etc. zu untersuchen. Die Übertragung ist auch in der Beziehung zu Ihrem Psychotherapeuten (also zu mir) wirksam, weshalb das Erforschen der Prozesse in der therapeutischen Beziehung von besonderem Interesse ist.

Intersubjektivität
In meiner Praxis orientiere ich mich am intersubjektiven Ansatz, eine Weiterentwicklung der klassischen psychoanalytischen Theorie, deren geistiges Fundament in Europa und parallel dazu in den USA gelegt wurde.
Psychotherapie wird danach als dynamisches Beziehungsgeschehen im intersubjektiven Feld angesehen. Grundlage hierfür sind die menschlichen Bedürfnisse nach Bindung, Kommunikation und Bezogenheit. Das intersubjektive Feld ist durch Bipersonalität, Wechselseitigkeit und Kontextabhängigkeit gekennzeichnet. Therapeut und Patient stehen dabei einerseits in einem wechselseitigen Austausch, indem sie miteinander sprechen und das Gesagte auf beide Beteiligten wirkt (Symmetrie der Inhalte). Andererseits kommt dem Therapeuten auch die Verantwortung für die therapeutischen Rahmenbedingungen, die Einhaltung der Grenzen und z.B. die Beachtung therapeutischen Expertenwissens zu (Assymmetrie der Struktur).
In der Anwendung ergeben sich daraus weitreichende Konsequenzen für das Verstehen des therapeutischen Prozessen und die Anwendung in der psychotherapeutischen Arbeit:
1. Alle Aspekte psychischen Lebens sind nur im Kontext zu verstehen.
2. Die therapeutische Subjektivität ist unvermeidbar.
3. Es gibt keine universalen Wahrheiten: die therapeutische Wahrheit ist eine dialogische.
4. Der Begriff der Gegenübertragung wird aufgegeben.
5. Affekte sind die Hauptorganisatoren des Selbst, NICHT die Triebe.
6. Affekte entstehen nur in Feldern.
7. Therapieziel ist die Re-Interation von Affekten.
Quellen:
Ermann, Michael (2014). Der Andere in der Psychoanalyse.
Jaenicke, Chris. Youtube Beitrag im Interview mit Werner Eberwein. https://www.youtube.com/watch?v=kE6zzLZk-ns)

Therapieverfahren in dieser Praxis
Die Therapieverfahren, die von dieser Praxis bei der Krankenkasse beantragt werden, sind Tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie (TP) und Analytische Psychotherapie (AP).
Eine AP läuft über einen längeren, oft auch langen Zeitraum (bis zu 300 Stunden). Dabei können in Einzeltherapien bis zu 3 Stunden wöchentlich vereinbart werden. Unter bestimmten Umständen ist jedoch auch eine geringere Stundenanzahl in der Woche hilfreich. Die Therapie kann im Liegen (auf der Couch) oder im Sitzen erfolgen.
Eine TP läuft über einen kürzeren Zeitraum. Bei den gleichen theoretischen Grundannahmen wie bei der analytischen Psychotherapie geht es hierbei um einen klarer umschriebenen, begrenzten Problembereich. Diese Therapieform kann als Akuttherapie (sofortiger Beginn, bis zu 24 Stunden), Kurzzeittherapie (Antrag erforderlich, bis zu 24 Stunden) oder Langzeittherapie (bis zu 100 Stunden) erfolgen. Die Termine finden 1x wöchentlich, manchmal auch seltener, im Sitzen statt. Unter bestimmten Bedingungen können hier auch der Lebenspartner oder Familienangehörige miteinbezogen werden.

Gruppentherapie
Die oben genannten Therapieverfahren (TP und AP) finden oft im Einzelsetting statt. Im Einzelsetting gilt die Aufmerksamkeit des Therapeuten nur einer Person. Es ist mehr Zeit da, einem Thema oder Gedanken intensiv folgen zu können. Auch fällt es manchen Menschen leichter, über schambesetzte Themen nur einem Gegenüber zu erzählen.
In der Gruppentherapie treffen sich 4-8 Teilnehmer regelmäßig zu 100-minütigen Gruppensitzungen. Grundvoraussetzung der Gruppe sind Verschwiegenheit, Verzicht auf private Kontakte der Gruppenteilnehmer, sowie die kontinuierliche Teilnahme und Bereitschaft, sich ins Gruppengespräch einzubringen. Für die Gruppentherapie werden bis zu 150 Behandlungsstunden durch die Krankenkasse finanziert. Auf den ersten Blick erscheint es als herausfordernd, in einer Gruppe über seine Probleme zu sprechen. Gruppentherapie ist jedoch nicht weniger wertvoll als eine Einzeltherapie – sie ist einfach anders. Gruppentherapie ist keine Therapie in der Gruppe, sondern eine Therapie durch die Gruppe. Die Dynamik einer Gruppe kann tiefere Einsichten und Erfahrungen ermöglichen, die über das hinausgehen, was in einer Einzeltherapie erreicht werden kann. Es dauert zu Beginn einige Zeit, bis die Gruppenteilnehmer das Gruppensetting als geschützten Rahmen erleben können, in dem es allmählich leichter fällt, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Die Mitglieder einer Gruppe entwickeln im Laufe der Zeit ein vertrautes Verhältnis und bauen gegenseitiges Vertrauen auf. Der Gruppentherapeut hat dabei nicht die Aufgabe, die Gruppe zu leiten, sondern vielmehr dabei zu unterstützen, die Abläufe besser zu verstehen, damit jeder Einzelne davon profitieren kann. Das Ziel ist, dass alles, was die Gruppe und ihre Mitglieder betreffen, innerhalb der Gruppe zur Sprache kommen kann.

Kombinationstherapie (Gruppen- und Einzelsitzungen)
Bei dieser Settingvariante des beantragten Therapieverfahrens sollen Vorteile von Gruppentherapie mit jenen von Einzeltherapie kombiniert werden. Auch für die Kombinationstherapie werden bis zu 150 Behandlungs-stunden von den Krankenkassen bezahlt. In meiner Praxis gilt für Kombinationstherapien, dass wöchentlich eine Gruppensitzung stattfindet, zu der Einzelsitzungen hinzukommen. Wie oft- das kommt auf die Person und auf die individuelle Problematik an. Häufig werden die Einzelsitzungen alle 2-4 Wochen vereinbart und finden eher unregelmäßig statt. Im Einzelfall weiche ich jedoch hiervon in beide Richtungen ab. Neben Patienten, die wöchentliche Einzelsitzungen neben der Gruppentherapie haben, gibt es solche, mit denen vereinbart ist, auf Einzelsitzungen nur bei zwischenzeitlich auftretenden Krisen zurückzugreifen.
